Corona-Pandemie: Braunschweiger Forschung erzielt erste Erfolge

Corona-Pandemie: Braunschweiger Forschung erzielt erste Erfolge

Corona-Pandemie: Braunschweiger Forschung erzielt erste Erfolge

Erst seit wenigen Monaten ist das neuartige Corona-Virus bekannt und breitet sich in Deutschland und der Welt aus. Auch die Region Braunschweig bleibt nicht verschont und meldete bis vor Kurzem mehrere hundert Infizierte. Während das öffentliche Leben praktisch zum Stillstand kam, nahm die Corona-Forschung in der Region mit rasanter Geschwindigkeit Fahrt auf. Zahlreiche Forschungsprojekte, die sich mit der Bekämpfung des Virus und seiner Folgen beschäftigen, wurden und werden in Rekordzeit umgesetzt. 

Foto: pxfuel.com

Vor einigen Wochen berichteten wir hier über die Braunschweiger Projekte und Forschungsvorhaben.

Viel ist seitdem passiert – erste Forschungsergebnisse liegen vor, Plattformen mit Hilfsangeboten wurden umgesetzt und zahlreiche Akteur*innen aus der Region haben sich untereinander vernetzt, um ihre Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln und neue Ideen zu entwickeln. Zeit, aktuelle Forschungsergebnisse und neue Projekte vorzustellen.

Erfolge bei der Entwicklung von Antikörper-Wirkstoffen

Neben der Forschung zu möglichen Impfstoffen, steht in der Region Braunschweig die Entwicklung von Antikörper-Medikamenten gegen COVID-19 im Fokus. Anfang Mai erzielte das Braunschweiger Biotechnologie-Unternehmen YUMAB in Kooperation mit der Technischen Universität Braunschweig und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung einen Durchbruch bei der Bekämpfung des Virus: Mögliche Wirkstoffkandidaten, die das Virus an der Infektion von neuen Zellen hindern, konnten mit Erfolg auf Ihre Wirksamkeit in lebenden, mit dem Corona-Virus infizierten, Zellen getestet werden.

Um die Prozesse der Medikamentenzulassung, welche normalerweise mehrere Jahre dauern, zu optimieren, die Zeit bis zur Zulassung zu verkürzen und die Entwicklungsarbeiten künftig zu bündeln, wurde nun von YUMAB die CORAT Therapeutics GmbH gegründet. Ziel sei es, so schnell wie möglich ein Antikörper-Medikament gegen COVID-19 zu entwickeln.

Startschuss der bundesweiten Antikörperstudie

Wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass aufgrund milder und asymptomatischer Infektionsverläufe viele COVID-19-Fälle nicht erfasst werden. Daher gibt es bislang keine ausreichenden Daten, über die tatsächliche Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung und die damit einhergehende mutmaßliche Immunität gegen SARS-CoV-2. Bei der Beurteilung und Prognose des weiteren Verlaufs der Pandemie spielen diese Daten allerdings eine wichtige Rolle. Das HZI konzipierte vor diesem Hintergrund eine Studie, die nun im Rahmen des bundesweiten Projekts MuSPAD (Multilokale und Serielle Prävalenzstudie zu Antikörpern gegen SARS-2-Coronavirus in Deutschland) durchgeführt wird. Ziel dieser örtlich begrenzten „Hot-Spot-Studien“ sei es, durch die Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 in repräsentativen Stichproben der Einwohner*innen die Immunität in der Bevölkerung vor Ort im Zeitverlauf abzuschätzen. Damit könne eine Grundlage für Handlungsempfehlungen geschaffen werden, wie die aktuelle Corona-Pandemie in Deutschland effektiv eingedämmt und gleichzeitig das öffentliche Leben so weit wie möglich normalisiert werden könnte. Der Startschuss der bundesweiten Antikörperstudie fällt am 1. Juli 2020 im Landkreis Reutlingen, wo auf einem ehemaligen Paketpostgelände das erste Testzentrum errichtet wird.

KI ermöglicht Einblick in aktuelle Corona-Forschung

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind Tausende wissenschaftliche Forschungsartikel zu den Themen Sars-CoV-2 und Covid-19 erschienen, viele davon als Vorveröffentlichungen. Darüber den Überblick zu behalten, ist schwierig. Im Rahmen des #wirvsvirus-Hackathons der Bundesregierung haben daher fünf Informatik-Studierende der TU Braunschweig und der TU Berlin die Plattform „Collabovid“ entwickelt. Sie soll Forscher*innen, Wissenschaftsjournalist*innen und Interessierten dabei helfen, die Vielzahl an Veröffentlichungen besser durchsuchen zu können. Dafür sammelt die Plattform Vorveröffentlichungen von verschiedenen Preprintservern sowie in Fachzeitschriften veröffentlichte Publikationen und macht sie leichter sortier- und durchsuchbar. Die Studierenden setzen dabei auf Künstliche Intelligenz, um z.B. eine semantische Suche auf der Plattform zu ermöglichen. Der mit KI trainierte Algorithmus kann Zusammenhänge zwischen Wörtern erkennen, was die Suche deutlich effizienter gestalten soll. Das Projekt wird jetzt im Rahmen der Fördermaßnahme „Prototype Fund“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung als eines von 34 Hackathon-Projekten gefördert. 

Digitale Bildung für alle

Um wissenschaftliche Neugier und Forscherdrang nicht schon im Keim zu ersticken, ist Bildung ein entscheidender Faktor. Im Zuge der Corona-Krise mussten die Schulen jedoch flächendeckend schließen, was nicht nur die Lehrenden, sondern auch viele Schülerinnen und Schülern vor besondere Herausforderungen stellte. Denn nicht jede Familie verfügt über ausreichend eigene Computer, um ihren Kindern die Teilnahme am homeschooling zu ermöglichen. Um für mehr Chancengleichheit in der Bildung zu sorgen, wurde daher die Initiative “Hey Alter – Alte Rechner für junge Leute” gegründet. Im vom Arbeitgeberverband gemeinsam mit der Werbeagentur Gingco Communinations, dem Trafo Hub und der Sandkasteninitiative der TU Braunschweig unterstützten Projekt, werden ausrangierte aber funktionsfähige Laptops und Tablets gesammelt, aufbereitet und an Schülerinnen und Schüler aus sozial schwächeren Familien verteilt. So konnten bislang knapp 800 Rechner gesammelt und an mehr als 300 Kinder und Jugendliche in der Region und Niedersachsen kostenlos ausgeteilt werden.