Forsch!-Podcast: “Corona-Sommer mit Rückenwind” – Wie Braunschweig Covid-19 schlägt

Forsch!-Podcast: “Corona-Sommer mit Rückenwind” – Wie Braunschweig Covid-19 schlägt

Forsch!-Podcast: “Corona-Sommer mit Rückenwind” – Wie Braunschweig Covid-19 schlägt

In der vierten Folge von  „Forsch!“- Wissenschaft im Interview sprechen BZ-Reporter Andreas Eberhard und Dr. des Jeremias Othman (ForschungRegion Braunschweig) mit der Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Die Forscherin gibt eine Einschätzung der aktuellen Corona-Lage, berichtet von ihrer Rolle in der Öffentlichkeit und dem Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Industrie.

Braunschweiger Virologin Prof. Dr. Melanie Brinkmann. Foto: HZI.

Licht am Ende des Tunnels?

“Es ist ja immer alles relativ im Leben.” Auf die aktuelle Corona-Lage angesprochen, schildert die Virologin, dass sie zwar Licht am Ende des Tunnels sieht, vor dem Hintergrund steigender Inzidenzen in einzelnen Landkreisen aber auch zur Vorsicht mahnen möchte. Entscheidend sei es, die Impfungen weiterhin engagiert durchzuführen und die AHA-Regeln ebenso wie die Maskenpflicht einzuhalten. Nur so könnten die Gefahren durch die Mutationen des SARS-CoV-2 Virus durch das Gesundheitssystem aufgefangen werden. Zum Impfschutz bei den möglichen Varianten hält Brinkmann fest, dass die Wirkung der bisher eingesetzten Vakzine Grund zur Hoffnung gibt, sich allerdings gegen die neuen Varianten, etwa aus Indien, leichte Abschwächung beim Immunschutz abzeichnen. Rückenwind leistet uns ihrer Meinung nach vor allem das derzeitige Wetter und damit die Möglichkeit, private Treffen nach draußen zu verlegen. Nach wie vor hält sie – auch mit Blick auf den Herbst – die NoCovid-Strategie, die sie gemeinsam mit Kolleg*innen entwickelt hat, für richtungsweisend. Zentral sind dabei, neben der Impfung, konsequente Kontaktbeschränkungen bei Infektionsgeschehen, flächendecke Testungen, die Nutzung der AHA-Regeln und das Wissen darum, dass wir uns als Gesellschaft mit dem Virus arrangieren müssen. 

Wissenschaft und Politik 

Die Tatsache, dass die Politik dieser Strategie nicht gefolgt ist, sieht die Virologin aus Braunschweig einerseits kritisch. Ihrer Meinung nach hätten die seit Herbst anhaltenden Einschränkungen durch konsequentes Handeln verhindert werden können. Andererseits zeigt sie Verständnis für die Position, in der sich Politiker*innen sehen. “Ich würde nie aus diesem Dialog heraustreten.” Melanie Brinkmann sucht stets den Austausch und das Gehör der Politik, macht aber deutlich, dass die Entscheidung über die Durchsetzung gezielter Maßnahmen letztlich von Politiker*innen getroffen werden müssen.

Wissenschaft im öffentlichen Dialog

Wissenschaft muss sich erklären. “Das hab ich mir auf meine Fahne geschrieben”, sagt Melanie Brinkmann und fühlt sich dieser Haltung verpflichtet, da Forschung durch Steuergelder unterstützt wird. In der Medienlandschaft wünscht sich die Forscherin, die auf den Titel der ,Top-Virologin’ getrost verzichten kann, etwas mehr Präzision in der Berichterstattung und eine enge Kooperation zwischen Wissenschaft und Politik. Für den öffentlichen Dialog stellt sie besonders den Zuspruch heraus, den sie im Kontext ihrer Auftritte im TV, auf YouTube oder über Twitter erfahren hat. “Das sind für mich total schöne Momente”. Weil sie sehr gerne informiert und aufklärt, lädt sie die Hörerschaft herzlich dazu ein, ihr Fragen per Mail zukommen zu lassen.  

Wissenschaft und Industrie 

Auch auf einen unerwarteten Effekt medialer Präsenz kommt die Forscherin zu sprechen: Durch ihre Sichtbarkeit in den Medien wurde sie durch die Hygieneabteilung eines namhaften Fleischproduzenten gezielt angesprochen und gebeten, mögliche Übertragungswege des Virus zu untersuchen. Die Erkenntnisse der veröffentlichten Studie verwiesen auf Aerosole als Übertragungsweg, was durch RKI und WHO bestätigt wurde. Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft gehöre zwar nicht zu ihrer Kerntätigkeit, sei aber spannend und sehr produktiv gewesen.

Fragen aus der Leserschaft

Den Abschluss der Folge bilden Fragen aus der Leserschaft der Braunschweiger Zeitung. Auf Interesse stoßen dabei Themen rund um die Kreuzimpfungen, Risiken bei Schwangerschaften, die Frage nach Luftfiltern in Schulen und der Einfluss des Klimawandels auf zukünftige Pandemien.

 

Der Podcast “Forsch! – Wissenschaft im Interview” ist eine Kooperation der ForschungRegion Braunschweig mit der Braunschweiger Zeitung. Die Moderatoren Jeremias Othman (ForschungRegion Braunschweig) und Andreas Eberhard (Braunschweiger Zeitung) sprechen mit Akteur*innen der Region über ihre Forschung, ihre Person – und über aktuelle gesellschaftliche, politische und ethische Fragen und Debatten.

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